Jugendwort 2014
Was kommt nach Babo, Yolo und Swag?
Leser dieses Blogs wissen um meine Affinität zur Szene- und Jugendsprache. Das Interesse hierfür fußt sicherlich auf der Tatsache, dass ich im Prinzip keine Ahnung habe und sich jegliches Wissen auf rein theoretischem Terrain bewegt. Öffentlich ausgesprochen habe ich praktisch noch nichts. Ein bekanntes Phänomen: Sprachen, die weit weg und unaussprechlich erscheinen, verfügen über eine umso größere Anziehungskraft (wie beim Riogradenser Hunsrückisch).
Und so beobachte ich auch die jährlich stattfindende Wahl des „Jugendworts des Jahres“. 2013 gewann der Begriff „Babo“, der im deutschsprachigen Raum durch den Song des Rappers Haftbefehl „Chabos wissen wer der Babo ist“ bekannt wurde. Babo ist das perfekte Wort, um klarzustellen, wer hier der Chef ist. Und was für meine Generation noch Carpe Diem war, wurde 2012 von dem Akronym „Yolo“ (You only live once) abgelöst und hat im Gegensatz zu Babo noch einen gewissen philosophischen Hintergrund. 2011 war dann „Swag“ der Gewinner. Dieser Begriff konnte sich klar durch seinen Hang zu einer lässig-coolen und deutlich charismatischen Ausstrahlung durchsetzen. Nun sollte man nicht meinen, dass das Jugendwort des Jahres einfach so auf irgendwelchen Plattformen gewählt wird. Langenscheidt höchstpersönlich ist bei dieser Wahl federführend und stellt eine sechsköpfige Jury zur Verfügung, die aus mehr als 40.000 Einsendungen das Gewinnerwort auszuwählen hat. Notwendig sind hier vor allem auch jugendliche Jury-Mitglieder, die den „Alten“ oft erklären müssen, in welchem Zusammenhang die Begriffe gebraucht werden („Ich habe heute vergessen, den Swag aufzudrehen“ = ironisch für unausgeschlafen).
Und wie sieht es in diesem Jahr aus? Am 31.10. wird das Jugendwort 2014 feststehen. Nominiert wurden u.a. „Hayvan“, „Läuft bei dir“, „Immatrikulationshintergrund“, „Gönn dir“ und „Fußpils“ (ja, mit „s“ – das Bier für unterwegs). Schon erscheinen bei mir Fragezeichen und ich ertappe mich beim Recherchieren auf Internetseiten wie jugendwort.de, um auch nur annähernd eine Ahnung zu haben, was die immerhin nominierten und eventuell schon bald prämierten Begriffe bedeuten könnten. Draußen in der Welt bleiben diese Champions meinem passiven Wortschatz verhaftet. Und allen Übersetzern, die aus dem Deutschen übersetzen, wünsche ich viel Erfolg bei der Arbeit.
Christine Wolter | staatl. gepr. Übersetzerin | Korrektorat & Texte