Neue Verben

Neue Verben

2. Juni 2015 Allgemein 0

Englische Verben in der deutschen Sprache

„Heute Nachmittag können wir gerne shoppen, ich muss aber zuvor noch meine Dates timen, das eine oder andere vielleicht canceln und dann call ich dich.“

Neben den Substantiven tauchen immer mehr englische Verben im deutschen Sprachgebrauch auf. Das wird durch Internet & Co nicht weniger. Problematisch wird es oft mit der Konjugation der Verben.

Zum Beispiel die mittlerweile fest etablierten Verben „liken“ und „googeln“ – likest oder likst du einen Beitrag? Google, googele oder googel ich? Sieht alles noch ein bisschen schräg aus, doch das Auge wird sich an die richtige Form gewöhnen. Noch fragt man sich, ob die englischen Verben überhaupt im Deutschen benutzt, ja, sogar konjugiert werden sollen. Yes! Sie sollen! Sämtliche Sprachen integrieren im Laufe der Zeit Lehnwörter, das macht sie lebendig. Zerstört wird Sprache dadurch sicher nicht – solange wir gut aufpassen und vor Gebrauch eines englischen Verbs zunächst überprüfen, ob es eine deutsche Entsprechung gibt. Bei dem Wort „liken“ wäre „den Gefällt-mir-Button drücken“ eher schwerfällig. Auch „googeln“ ist nun mal „googeln“, steht bereits im Duden und hat damit „liken“ einige Schritte voraus. Der Duden lässt sich Zeit mit der Aufnahme neuer Wörter. Und das ist auch gut so, denn sonst würden ständig In-Wörter aufgenommen werden, die nach kurzer Zeit wieder out sind. Verben mit der Endung -en lassen uns jedoch innehalten und im Netz nach Konjugationen Ausschau halten. Bei „liken“ zum Beispiel haben wir es nur mit der 1. Person Singular leicht, schon bei „du likest/likst“ wird es kniffelig. Der Duden konjugiert einfach fröhlich nach dem deutschen Regelwerk: Ich like, du likst, er/sie/es likt, wir liken, ihr likt, sie liken. Also die gleiche Konjugation wie bei „sagen“. Auch das Partizip erhält keine Extra-Wurst: „Ich habe gelikt“. Die bekannteren Formen „geliked“ und „geliket“ zeigen, dass sich das Verb noch fremd in der neuen Umgebung fühlt und noch nicht hundertprozentig in der deutschen Sprache angekommen ist. Alle anderen Verben auf -en folgen dem gleichen Prinzip: ich fake, du fakst, er/sie/es fakt, wir faken, ihr fakt, sie faken; ich habe gefakt. Speziell hier fehlt mir noch der Gewöhnungseffekt, den ich bei „managen“ bereits erreicht habe. Und die Verben auf -eln werden wie „wechseln“ oder „kuscheln“ konjugiert. Das ist soweit klar. Fehlt eben noch die Gewöhnung.

Christine Wolter | staatl. geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin | Korrektorat & Texte