Literatur-Nobelpreis
Poesie macht die Musik
Nun können wir uns endlich mal wieder über etwas anderes aufregen, als über Politik, Politik und – Politik.
Ach so: „Sport“ wollte ich noch schreiben.
Jetzt können wir uns darüber aufregen, dass es Bob Dylan mit seinen Songtexten geschafft hat, den Nobelpreis für Literatur einzuheimsen.
Außer Olympischem Gold wird er nun alle erdenklichen Preise zusammen haben.
Ihn selbst scheint es ja nicht sonderlich zu beeindrucken. Uns aber schon.
Während Journalisten anhand vielseitiger und in Epochen eingeteilter Textbeispiele zeigen, dass Dylan tiefgründige, rebellische, provokative, politische und emotionale Geschichten in seine Musik gepackt hat und dies alles auch durchaus eine Würdigung verdient habe, ereifern sich andere darüber, dass diese Entscheidung zeige, wie leicht es zu sein scheint, den Literatur-Nobelpreis zu bekommen.
So oder ähnlich ist es im Netz zu lesen.
Die Kommentare von Schriftsteller-Kollegen will ich hier lieber gar nicht wiedergeben. Das ist dann sprachlich schon ein wenig unter der Gürtellinie.
Ich gebe zu, dass ich bisher auch irgendwie nie wirklich zufrieden war mit der Entscheidung der Schwedischen Akademie. Manchmal denkt man „Huch, den Autor kenne ich gar nicht.“ oder „Aha, war also Afrika mal wieder dran.“ oder „Es hätte auch mal wieder eine Frau sein können.“ oder „Gibt es doch eine antiamerikanische Einstellung in der Jury?“
Außerdem tut mir mittlerweile der Haruki Murakami so leid, den ich persönlich ja unglaublich gerne lese, und der auch immer kurz davor ist, den Preis zu bekommen, dann aber doch wieder leer ausgeht.
Tja, und nun – ein Musiker.
Und was soll ich euch sagen? Ich finde es irgendwie gut.
Macht man sich die Mühe, Dylans Texte zu lesen (und es sind derer Unzählige), mutiert Dylan zu einem Menschen, der schreibt.
Ich habe ein Foto von ihm vor Augen, das ihn mit Zigarette (gibt es ein Foto ohne Zigarette?) vor einem hoffnungslos überladenen Schreibtisch mit Schreibmaschine zeigt.
Und er schreibt.
Autoren schreiben.
Seine Texte gehen den Dingen auf den Grund und manches entzieht sich der Realität des Lesers, entweder, weil er die Zusammenhänge nicht kennt oder diese nicht aushält.
Er rüttelt an einem, er „analysiert kritisch“ und zeigt mit dem Finger auf sozialpolitische Missstände.
Und genau das kann man von guter Literatur doch erwarten, oder?