Voll wild
Ein Kunde hat mich mit einem Text zur Jugendsprache beauftragt. Das macht mich leise nervös. Meine Versuche, mich der Jugendsprache zu nähern, sind bisher kläglich gescheitert. Ich erinnere noch gut, als mir vor etwa fünf Jahren meine damals 11-jährige Tochter sagte, sie hätte mich „voll geprankt“. Es wurde mir kein Streich gespielt. Mitnichten. Ein „Prank“ hat stattgefunden. Yeah. Bei der Jugendsprache kann es passieren, dass Wörter in weniger als 48 Stunden wieder out sind – insofern: Vorsicht mit dem Versuch, sich sprachlich an die Jugend heranzuwagen! Das schlägt die Ü30/40/50-Generationen schneller ins Aus, als ihnen lieb ist.
Aufgrund dieser rasanten Entwicklung haben es Industrie, Wirtschaft, Kultur, Bildung oder Politik wahrlich nicht einfach mit der hippen Sprache. Kaum ist ein T-Shirt gedruckt, kauft es schon keiner mehr. Poetry Slams und Kabarett machen nur Sinn, wenn die Texte nicht älter als 24 Stunden sind. Wörterbücher zur Jugendsprache sind bereits fünf Minuten nach ihrem Druck reif fürs Kaminfeuer. Und das „Jugendwort des Jahres“? Zum einen kennt es in der Regel niemand, zum anderen hält es ein ganzes Jahr gar nicht durch und wirkt irgendwie immer ein bisschen komatös. Und wenn ein Politiker versucht, sich sprachlich der Jugend anzupassen, kann dieses Vorhaben nur in die Hose gehen und sorgt gemeinhin für wahre Brüller in der Internet-Community.
Ich für meinen Teil werde gut zuhören und der Entwicklung der Jugendsprache passiv beiwohnen. Alles andere bringt nur Peinlichkeiten mit sich. Für sprachliche Aktualität bin ich einfach zu alt. Und nun setze ich mich mit der gebührenden Vorsicht an den gewünschten Text 🙃 Hoffentlich findet mein Kunde ihn slay ✌️.
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