Uep! Com anam?

Uep! Com anam?

6. Mai 2014 Allgemein 0

Wie verhält es sich eigentlich mit dem Mallorquín?

Mallorca-Urlauber kennen den bilingualen Alltag der Mittelmeerinsel, die ihre zwei offiziellen Amtssprachen im Gesprochenen und im Schriftlichen lebt. Trotzdem werde ich häufig gefragt, wie das denn nun eigentlich sei mit diesen zwei Sprachen, die so ähnlich und doch so verschieden scheinen. Handelt es sich hierbei um das Katalanische oder um eine eigenständige Sprache? Wo befinden sich die Wurzeln? Wie hat sich die Sprache entwickelt?

Wie so häufig im Leben, hängt die Antwort unmittelbar von der Person ab, die sie gibt. Bei Wikipedia ist schnell nachgelesen, durch welche Höhen und Tiefen das Katalanische im Laufe der Jahrhunderte gehen musste und dass das Mallorquín ein Dialekt des Katalanischen ist. Per Autonomiestatut wurde das Katalanische 1978 zur regionalen Amtssprache erklärt, was dazu führte, dass sämtliche Plätze, Orte und Straßen Mallorcas wieder ihren ursprünglichen Namen zurückerhielten. Nachdem Franco alle Sprachen außer dem Spanischen unterdrückt hatte, sorgte die Verfassung von 1978 für eine sprachliche Wiederbelebung sowohl auf den Inseln wie auch auf dem spanischen Festland.

Und die Mallorquiner? Manch einer versichert, dass das Mallorquín eine eigenständige Sprache ist und über eine eigene Grammatik verfügt. Auch existieren auf Mallorca regionale sprachliche Unterschiede, was dem Mallorquín eine gewisse Komplexität verleiht. Da werden im Norden der Insel Begriffe verwendet, die im Südosten keine Bedeutung haben. Hört man dem Mallorquiner als Ausländer zu, wirken die Gurgellaute und plötzlichen Betonungen zunächst fremd und eigenartig. Doch umso länger man zuhört, desto mehr bringt man die Mallorquiner mit ihrer sprachlichen Ausdrucksform in Verbindung. Besonders auf dem Land. Das passt einfach und wirkt ungemein sympathisch. In bestimmten Kreisen der mallorquinischen Hautevolee ist es dagegen nicht besonders angesagt, Mallorquín zu sprechen. Zu wichtig sind hier schon internationale Kontakte und zu groß der Wunsch, zu den modernen Mallorquinern zu gehören.

Übrigens ist für deutsche Kinder auf Mallorca das Inselleben eine sprachliche Herausforderung: Zu Hause Deutsch sprechend, lernen sie bereits in den ersten Lebensjahren das Mallorquín, um dann in der Schule (also mit 5 Jahren) das Spanische und das Katalanische kennenzulernen und sich im normalen Unterricht mit dem Englischen (ebenfalls mit 5 Jahren) zu befassen. Hut ab!

Christine Wolter
staatl. gepr. Übersetzerin
Texte & Korrektorat