Auswanderung der Wörter

Auswanderung der Wörter

31. März 2014 Allgemein 0

Der Rollmops ist nach Frankreich ausgewandert und der Blumenkohl nach Bahasia Indonesia. Wo der Mensch zögert und als Bedenkenträger die Stirn runzelt, reisen deutsche Wörter leichtfüßig in ferne Länder und finden in anderen Sprachen eine neue Heimat.

So suchte der Deutsche Sprachrat vor einigen Jahren Wörter deutschen Ursprungs, die ausgewandert und eingeflossen sind in den sprachlichen Alltag eines anderen Landes. Die Resonanz auf die internationale Ausschreibung war enorm. Es scheint, dass die deutsche Sprache mit ihren oftmals kreativ zusammengesetzten Wörtern für andere Sprachen eine reichhaltige Fundgrube ist (Fingerspitzengefühl, Gratwanderung, Zeitgeist, Leitmotiv etc.). Aber auch Wörter wie „Heimat“, „Geborgenheit“ oder „Sehnsucht“ finden sich in vielen anderen Sprachen wieder und lassen die deutsche Sprache zu einem Quell der Innerlichkeit werden.

Die Wörterwanderung ist eine weltweite Erscheinung. Je lebendiger und wandlungsfähiger eine Sprache ist, desto besser kann sie zugewanderte Wörter aufnehmen und ihren Wortschatz durch ebendiese bereichern. Denn oftmals steht dem Sprecher ein zugewandertes Wort für die genaue Beschreibung eines Zustandes, einer Emotion oder eines Zusammenhangs hilfreich zur Seite.

Ein paar Beispiele für ausgewanderte deutsche Wörter sind:
fahrvergnuegen (US-Englisch) – In den USA eine Art Synonym für deutsche Autos und das Image grenzenloser Freiheit auf der „autobahn“.

Mishmash (Albanisch/Bulgarisch; wird auch in Polen verwendet) – Ein in Albanien alltägliches Wort im mündlichen Gebrauch für „Durcheinander“ oder „verworren“.

Haymatlos (Türkisch) – Wort für „entwurzelt“.

…und mein persönliches Highlight:
extraprimagut (Griechisch) – Wort für „erste Sahne“, „super“.

Die Integration deutscher Wörter im Ausland scheint also positiv zu verlaufen. Uns zugewanderte Wörter werden ebenfalls freundlich aufgenommen und im Sprachgebrauch als Teil der deutschen Sprache empfunden. Wortanleihen als sprachliche Bereicherung. Beispielhaft.

Christine Wolter
staatl. gepr. Übersetzerin
Texte & Korrektorat