Ohne #sprachkompetenz haben wir rechtspopulistischen Strömungen nichts entgegenzusetzen
Im Rahmen der bundesweit durchgeführten IQB-Studie wurde erneut festgestellt, dass die Schüler:innen der 4.Klasse schlecht abschneiden – auch und besonders im Fach Deutsch, also Hörverstehen, Lesen und Schreiben.
So weit, so bekannt.
Die für dieses Ergebnis angegebenen Gründe reichen von unzureichender Unterrichtsversorgung über Corona bis hin zu dem hohen Anteil an Schüler:innen mit Migrationshintergrund.
Was nicht thematisiert wird: der von den Schulen unternommene Versuch des Aufbaus sprachlicher Kompetenzen bei Grundschüler:innen fällt oftmals auf wenig fruchtbaren Boden. Wir alle wissen, wie Sprache erlernt wird und wann die hierfür wichtigen Grundlagen geschaffen werden (spätestens ab Tag 1). Die zu beobachtende Realität der Kinder beinhaltet jedoch Eltern, die beim Karre schieben ihr Smartphone bearbeiten; sie zeigt Familien, die am Tisch sitzen und zugunsten der Insta-Community („lass mich das nochmal eben schnell lesen“) jegliche Kommunikation im Keim ersticken; und das abendliche Vorlesen weicht zunehmend einer großzügig zugeteilten „Tablet-Zeit“ für das Kind.
Wie sollen Kinder mit – laienhaft ausgedrückt – rudimentär entwickelten neuronalen Strukturen in der Grundschule Lesen und Schreiben lernen? Woran soll sich diese immense Menge an neuen Informationen koppeln, wenn das kindliche Gehirn nicht vorbereitet ist? Obacht: es geht hier nicht um ausgefeilte frühpädagogische Spracherwerbs-Kniffe, die nur mit viel Geld in den Hosentaschen möglich sind. Es geht lediglich um Kommunikation. Von Tag 1 an, am besten schon früher. Geschichten erzählen, etwas vorsingen, Bücher anschauen, Tierlaute nachmachen – alles analog, energiesparend und wahrhaft nachhaltig. Lediglich Zeit wird hierfür benötigt. Zeit für unsere Kinder. Also Quality-Time.
Apropos nachhaltig: die Notwendigkeit einer differenzierten Ausdrucksweise ist gesellschaftspolitisch schlichtweg überlebens wichtig. Nicht zuletzt der Journalist und Buchautor Niklas Frank, Sohn eines NS-Verbrechers, beschreibt an verschiedenen Stellen, wie Sprache peu à peu dafür sorgen kann, dass sich Undenkbares wiederholt. Eine erschreckende Analyse der von AFD-Politikern verwendeten Sprache zeigt deutliche Parallelen zur NS-Zeit. Ja – das ist bekannt. Aber wir tun nichts. Wer Sprache nicht verinnerlicht hat, ist anfällig für Parolen und setzt ihnen nichts entgegen. So einfach, so erschreckend. Erschreckend ist auch die Beobachtung, dass sich die Kinder an unseren Smartphone-Konsum gewöhnen. Sie nehmen ihn hin. Und schweigen.