Ein Chor wäre die Lösung
Wir hören ein Lied und sind bereits nach den ersten drei, vier Takten ergriffen. Sei es die Melodie, die Stimme, der Text – irgendetwas steht mit uns und unserem Empfinden im Einklang. Das Gehörte schwingt, die Worte greifen unsere Gedanken auf und die Musik bringt sie zu uns zurück. Wir fühlen alles und nichts und lassen uns treiben. Das vermag die Musik uns zu schenken.
So erging es mir heute morgen. Ein Freund hat mir einen Link geschickt. Hinter diesem Link verbarg sich Musik, die wunderbar stimmig und einfühlsam das ausdrückte, was ich noch gänzlich ungenau wahrnahm, dann aber in aller Deutlichkeit spürte. Ein schönes Gefühl.
Und auch erging es mir so, als ich vor einiger Zeit ein kleines, grünes Buch aufschlug und nochmals die Rede von Astrid Lindgren anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels von 1978 lesen durfte. Der Titel: „Niemals Gewalt!“.
Da traf mich jeder Satz und ich bewege diese wunderbare Rede seitdem in meinem Kopf. Es geht um Frieden und es geht um Kinder. Und es geht darum, dass über den Frieden sprechen heißt, über etwas zu sprechen, das es nicht gibt und was wir tun können, damit unsere Kinder einfühlsame Menschen werden.
Es mag pathetisch klingen, doch wie sähe unsere Welt wohl aus, wenn Musik und kleine Bücher immanenter Bestandteil internationaler Friedensverhandlungen wären? „Guten Morgen, liebe Präsident:innen, wir haben Ihnen da mal ein schönes Lied mitgebracht. Wer möchte, darf gerne mitsingen. Anschließend lesen wir noch einen Text von Roger Willemsen und ich bitte um kurze schriftliche Inhaltsangaben. Wer mit der Note 2 und besser abschneidet, darf bleiben, die anderen müssen einen dreiwöchigen Nachhilfekurs absolvieren und können heute leider nicht mitentscheiden.“
Das würde mir gefallen. Auch ein Chor könnte mit diesen Staatsleuten gegründet werden, der vor jeder Sitzung drei, vier Songs anstimmt und nicht aufhört zu üben, bevor der erwünschte Vielklang erreicht ist: „Die Ukraine bräuchte noch Unterstützung im Tenor. Wer wäre bereit?“
Hach. Das wäre gut.